„Das war wirklich ein Segen“, sagt Brigitte Kanngießer, als sie sich an die Zusage für die Stelle als Dekanatsreferentin zurückerinnert. Sie fühlt sich wohl an der Uni Erfurt, kennt die Gesichter – Studierende, Hausmeister, Professoren, Verwaltungsmitarbeiter. Kein Wunder, hat sie doch schon verschiedene „Stationen“ an der Universität durchlaufen und alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass sie nahezu perfekt auf ihren heutigen Job als Dekanatsreferentin an der Katholisch-Theologischen Fakultät vorbereitet wurde. Aber von vorn …
Mit dem eigentlichen Ziel, Lektorin in einem christlichen Verlag zu werden, begann Brigitte Kanngießer im Jahr 2000 das Studium der Literatur- und Religionswissenschaft an der Uni Erfurt – damit war sie in der zweiten Studierenden-Kohorte der noch jungen Hochschule. Was die gebürtige Eichsfelderin hierher führte? „Ich hatte zuvor mein Abitur nachgeholt und wollte unbedingt studieren. Und bei einem Besuch des Hochschulinfotags in Erfurt, hat mich die Uni direkt überzeugt.“ Nicht nur die Inhalte der zwei Studienfächer passten ideal zu ihren Interessen, auch der moderne Ansatz und die guten Gespräche mit Uni-Angehörigen hinterließen einen bleibenden Eindruck. „Obwohl ich katholisch bin, fand ich es gerade spannend, in der Religionswissenschaft religiöse Phänomene und kulturelle Konflikte möglichst neutral analysieren zu können“, erklärt sie. „Und dieser ‚Blick von außen‘ ist auch etwas, das mir heute noch bei meiner Arbeit hilft.“ Wie es für die gelernte Krankenschwester war, an der noch jungen Hochschule zu studieren? „Damals herrschte eine unglaublich tolle Atmosphäre. Jeder konnte sich einbringen und mitgestalten. Mein Studium eröffnete mir neue Perspektiven und ich fühlte mich in meinem Denken völlig frei.“ Besonders die Weltoffenheit an der Uni empfand Brigitte Kanngießer als sehr bereichernd: „Ich hatte Seminare bei griechischen, amerikanischen und schweizerischen Professoren und konnte obendrauf ein Auslandssemester in Moskau machen“, erinnert sie sich. „Ich bin froh, dass dieser ‚Geist‘ auch heute noch an der Uni zu spüren ist.“
Bereits im ersten Semester begann sie als studentische Hilfskraft für ihren damaligen Professor, Vasilios Makrides, zu arbeiten und bekam so schon früh einen Einblick in den Studienbetrieb. „Ich hatte mich gleich zu Studienbeginn für den Kurs ‚Altkirchenslawisch‘ eingetragen – da war mein Interesse für den Schwerpunkt ‚Orthodoxes Christentum‘ für den Professor wohl nicht zu übersehen“, lacht sie. Nach Baccalaureus- und Magister-Studium wurde Brigitte Kanngießer Stipendiatin im „Interdisziplinären Forum Religion (IFR)“ – einem fakultätsübergreifenden Zusammenschluss von Wissenschaftlern an der Universität Erfurt, die zu religionsbezogenen Fragen forschen. Ich habe währenddessen sehr viel gelernt und kann mich dadurch auch heute gut in Wissenschaftler hineinversetzen.“ Gut für ihre Tätigkeit als Dekanatsreferentin.
Anschließend bereitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin einen Bundeskongress an der Uni vor und koordinierte diesen: „Dafür hatte ich die ganze Uni geblockt und mit den verschiedensten Bereichen zu tun – von der Poststelle, über die Wache bis hin zu diversen Verwaltungseinrichtungen und natürlich mit dem Präsidium. „Spätestens da habe ich die Universität wirklich komplett kennengelernt“, sagt Brigitte Kanngießer. Spezifisches Wissen über Prüfungsordnungen, Akkreditierungen, Datenbanken und vieles mehr, sollte sie anschließend im Dezernat 1: Studium und Lehre erlangen. Eine Zwischenstation gabs noch an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, wo Brigitte Kanngießer ihre Verwaltungserfahrung im Satzungswesen vertiefen konnte. Als dann jedoch ihre heutige Stelle an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Erfurt ausgeschrieben war, musste sie nicht lange überlegen: „Der Job war eine Herausforderung, aber eine willkommene. Außerdem hatte ich Heimweh, denn auch, wenn ich keine gebürtige Erfurterin bin, ist die Stadt einfach meine Heimat – ich lebe und arbeite sehr gern hier.“
So haben die verschiedenen Erfahrungen – sowohl im wissenschaftlichen und kirchlichen Bereich, als auch in der Verwaltung – Brigitte Kanngießer ideal auf ihre heutige Tätigkeit als Dekanatsreferentin vorbereitet. Und die ist überaus vielfältig: „Ich bin sozusagen das Bindeglied zwischen Wissenschaft und Verwaltung und meist die erste Ansprechpartnerin, wenn irgendwo Fragen aufkommen. Deshalb muss ich alles im Blick behalten, was an der Fakultät geschieht.“ Ihre konkreten Aufgaben reichen dabei von der klassischen Verwaltungsarbeit über die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Dezernaten bis hin zur Gremienarbeit, der Beratung des Dekans bei hochschulpolitischen Themen sowie der Abstimmung mit den kirchlichen Akteuren, z.B. dem Ortsbischof oder dem Priesterseminar. „Und natürlich stehe ich auch unseren Studierenden als Ansprechpartnerin zur Verfügung.“ Aber auch über die Universität Erfurt hinaus ist Brigitte Kanngießer aktiv – zum Beispiel im Bistum Erfurt, wo sie sich als Mitglied der Ökumene-Kommission des Bischofs seit zehn Jahren ehrenamtlich für den Dialog mit den orthodoxen Kirchen engagiert.
Und wenn sie auf ihren ursprünglichen Berufswunsch – Lektorin in einem christlichen Verlag – zurückschaut, sieht sie sogar viele Parallelen zu dem, was sie heute macht: „Ob ich ein Buch manage oder als Dekanatsreferentin eine Fakultät: Beide Tätigkeiten erfordern ganz verschiedene Fähigkeiten und Schritte von der Idee bis zur Umsetzung. Viele Dinge laufen parallel, man muss täglich Lösungen finden und Prioritäten setzen.“ Was ihr an der Arbeit am besten gefällt? „Ereignisse wie den Besuch des World Service Radios der BBC, die in der Fakultät eine Live-Sendung zum Thema Flüchtlinge in Deutschland drehte. Das war eine super Atmosphäre und hat großen Spaß gemacht. Überhaupt empfinde ich meine Tätigkeit als sehr sinn- und anspruchsvoll, gleichzeitig habe ich viel Gestaltungsspielraum – das ist etwas, das mir sehr wichtig ist. Und natürlich ist es immer wieder schön, zu sehen, wie sich unsere Studierenden über die Jahre entwickeln. Spätestens da weiß man, wofür man arbeitet.“
Brigitte Kanngießers Wünsche zum 25-jährigen Jubiläum:
„Ich wünsche der Universität Erfurt, dass sie sich die wunderbare internationale Atmosphäre und Weltoffenheit weiterhin erhält und weiter mutig vorangeht.„